Streckenlänge: 14 km
Ausgangspunkt: Alt-Schmöckwitz
Ziel: Alt-Schmöckwitz
Gesamtzeit: 3 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht

Streckenbeschreibung

Rauchfangswerder – die Halbinsel ist der südöstlichste Zipfel Berlin. Und obwohl sie, wie gesagt, eine Halbinsel ist, ist sie doch rundum von Wasser umgeben. Wie das möglich ist, erfahren wir auf dieser Wanderung durch den Schmöckwitzer Forst.

Die Tour beginnt an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 68, der Uferbahn in Schmöckwitz. Bereits die Fahrt von Grünau am Ufer der Dahme entlang ist ein Genuss. Über das Wasser grüßt der Müggelturm von den Bergen und in Karolinenhof zieht so manche Villa die Blicke auf sich. In Schmöckwitz endet die Bahnfahrt auf dem alten Anger des einstigen Fischerdorfs. An der kleinen Dorfkirche vorbei geht es über die Schmöckwitzer Brücke. Hier bietet sich ein fulminanter Ausblick auf drei Seen: linker Hand der Lange See, weiter rechts der Seddinsee und rechts der Brücke der Ausblick auf Schmöckwitz und den Zeuthener See, an dessen Ufer der erste Teil unserer Wanderung verläuft. Hinter der Brücke biegt unser Weg nach rechts auf die Schmöckwitzer Badewiese, deren Kinderspielplatz mit seinen zahlreichen Klettergerüsten, Booten und Häuschen aus Holz auch im Winter zum Spielen einlädt. Über den Sandstrand geht es an der Wasserrettungsstation vorbei hinunter zum parallel zum Ufer verlaufenden Weg. Nach gut 500 Metern erstreckt sich linker Hand ein großes Gebäude, das Waldhotel am See. Erbaut wurde es in den 1950er Jahren als Erholungsheim des FDGB der DDR, später wurde es zum Gästehaus umgebaut. Nach der Wende war bis 2020 hier die Teikyo-Universität mit ihrem Gästehaus untergebracht. Jetzt firmiert der Komplex unter einem neuen Inhaber als Waldhotel am See.

Auf dem weiteren Weg bietet sich über den Zeuthener See immer wieder ein Blick auf die gleichnamige Gemeinde Zeuthen am anderen Seeufer. Dort fällt außer dem schlanken weißen Kirchturm vor allem ein großes schlossartiges Gebäude auf einer kleinen Halbinsel auf. Die Villa wurde in den Jahren 1909/1910 von Rudolph Hertzog erbaut. Er besaß um die Jahrhundertwende das größte Kaufhaus in Berlin an der Breiten Straße und erwarb daneben noch zahlreiche weitere Gebäude im Zentrum der Stadt. Nach dem Krieg wechselten sich die Sowjetunion und später die Stasi als Inhaber ab. Seit 1991 gehört die Villa zur Dussmanngruppe, die hier unter anderem Mitarbeiter schult.

Nach gut zwei Kilometern erreichen wir einen Rastplatz mit einer kleinen Schutzhütte. Ein paar Hundert Meter weiter liegt ein gefällter Baum am Ufer. Hier hat ein Biber sein Werk vollbracht. An der Wasserrettungsstation vorbei führt der Weg am Ufer entlang, bis die ersten Häuser von Rauchfangswerder hinter dem Wald zu sehen sind. Der Ortsteil mit seinen 500 Einwohnern gehört zu Schmöckwitz. Früher lebten hier die Familien vor allem vom Fischfang. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Grund und Boden parzelliert und vor allem wohlhabende Berliner kauften sich hier ein Grundstück. Wenig später entstand an einer kleinen Bucht das “Waldhaus”, eine große Ausflugsgaststätte, die vor allem im Sommer Scharen von Berliner Tagesausflügler besuchten, die zu Fuß von Schmöckwitz oder mit dem Dampfer direkt aus der Hauptstadt anreisten. Erst seit 1920 gehört auch Rauchfangswerder zu Berlin. Während das Waldhaus seit den 1990er Jahren Geschichte ist, das Gelände wurde profitabel für Einfamilienhäuser verkauft, liegt kurz hinter dem Ortseingang, der neuen Feuerwache vis-a-vis, ein Berliner Kuriosum: einer der beiden privat geführten Friedhöfe Berlins.

 Normalerweise verlangt es die Berliner Ordnung, dass solche Grundstücke für die letzte Ruhestätte von kommunaler oder kirchlicher Hand geführt werden. Hier aber am südlichsten Zipfel der Millionenstadt haben diese Aufgabe von je her die Einwohner übernommen. Ralf Weber ist ehrenamtlicher Totengräber, “Weil es ja jemand tun muss”, wie er betont. Bestattet werden hier nur die Einwohner von Rauchfangswerder. Wer aber das Grab von Dean Reed sucht, dem US-amerikanischen Sänger und Sozialisten, der sein Glück und seine politische Zukunft in der DDR bis zu seinem Freitod 1986 im Zeuthener See gefunden hatte, wird hier nicht (mehr) fündig. Denn seine Urne wurde auf Wunsch der Familie 1991 in die USA nach Boulder, Colorado übergeführt.

Über den Mooskopfring gelangen wir endlich zur Badewiese und Waldspielplatz Rauchfangswerder, der am Krossinsee liegt. An seinem Ufer führt unser Weg nun nach Norden. Auf der gegenüberliegenden Seite erstreckt sich der Ort Ziegenhals. Im dorten Sporthaus fand im Februar 1933 der letzte bereits geheime Auftritt von Ernst Thälmann vor Parteimitgliedern der KPD statt, bevor er verhaftet und später ermordet wurde.

Eine ganz andere Geschichte erzählt das Kronprinzeneck. Hier soll einst ein Manöver stattgefunden haben, dass der kleinen Landzunge im Krossinsee ihren Namen gab. An der ehemaligen Gaststätte Lehman vorbei erreichen wir endlich den Campingplatz Krossinsee 1930, der zu DDR-Zeiten als Intercamping bekannt war. Hier lädt die Gaststätte KrossIn zur Einkehr ein. Von ihrer Terrasse bietet sich ein herrlicher Blick über den See. Am Ende des kleinen Sandstrands führt eine kleine Straße über die Wernsdorfer Straße hinüber zum Oder-Spree-Kanal. Kurz vorher liegt rechts Das Schmöckwitz, ein kleines Hotel und Restaurant mit einer Terrasse am Seeufer.

 

Der Oder-Spree-Kanal verbindet seit 1881 die Berliner Gewässer mit der Oder bei Eisenhüttenstadt. An seinem Ufer führt der Weg weiter bis zur Mündung in den Seddinsee. An der Spitze befindet sich auf dem anderen Kanalufer ein Gedenkstein zur Eröffnung des Kanals vor 140 Jahren. Unser Weg schlängelt sich nun am Ufer des Seddinsees entlang, bis er schließlich die Bootshäuser am östlichsten Rand von Schmöckwitz erreicht. Hier lud bis vor einem Jahr noch die Gaststätte Strandlust ein. Erbaut auf einem alten niederländischen Kahn war sie weniger für ihr gutes Essen als vielmehr für ihre wundervolle Lage am Seddinsee bekannt. Ebenfalls Vergangenheit ist ein altes Jagdhaus von König Wilhelm I. das kurz vor der Schmöckwitzer Brücke stand. Erfolgreich ließ der Besitzer diesen denkmalgeschützen Bau so lange verfallen, bis er abgerissen und auf dem Grundstück nun Mehrfamilienhäuser profitabel errichtet werden konnten. Ähnlich verhält es sich mit dem Grundstück auf der gegenüberliegenden Seite. Dort, wo über 100 Jahre lang sich die Berliner während ihres Ausflugs in der weitbekannten Gaststätte “Die Palme” stärkten, Dampfer anlegten und Konzerte gegeben wurden, erstehen nun große Stadtvillen in bester Lage. Wir haben wieder Schmöckwitz und damit das Ziel unserer Wanderung erreicht. Wer sich noch etwas stärken möchte, sollte den kleinen Imbiss in der ehemaligen Wartehalle der Uferbahn nicht übersehen. Die frisch zubereiteten Speisen sind eine Gaumenfreude.